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Gaye Boralıoğlu
Türkei / Writer in Residence / Ateliergast September
Gaye Boralıoğlu studierte ab 1980 Philosophie
an der Istanbuler Universität, sie arbeitet als
Journalistin, Werbetexterin und Drehbuchautorin,
schreibt Skripts für Fernsehserien. 2013 kam
die deutschsprachige Übersetzung ihres Romans
Der hinkende Rhythmus heraus, 2017 erschien
Der Fall Ibrahim auf Deutsch (beide bei binooki).
Mit dem Erzählband Die Frauen von Istanbul
(Größenwahn Verlag 2016) löst die Autorin auf
subtile, sprachlich und formal minimalistisch gestaltete Weise ein, was der Untertitel beinhaltet:
"Erzählungen einer unbekannten Gesellschaft".
Die Autorin, nach dem Militärputsch des Jahres 1980 wegen ihrer politischen Haltung zu einer Haftstrafe verurteilt, legt keinen Wert auf das Grelle. Die Schlichtheit und Eigenwilligkeit ihres narrativen Duktus bewirkt den Sog ihrer Prosa. Und ihr unbestechlicher Blick. Auf das Schöne. Und auf das Schreckliche.
Sie ließen Güldane wie eine geknickte Rose mitten im Zimmer und Yunus zusammengekrümmt an einer Wand liegen und stahlen sich hinaus. (...) Bald versank das Viertel in
Schweigen. Alle vergaßen, was noch gerade
eben geschehen war und schalteten ihre Fernseher ein.
(Aus: Der hinkende Rhythmus; aus dem Türkischen von Recai Hallac)