©H.Artner, privat
Transflair: Schuldig! Schuldig?
Donnerstag, 7. November 2019
Zur Frage von Justiz und Strafvollzug
Kunstmeile Krems / Justizvollzugsanstalt Stein

Es lesen und sprechen mit Moderator Klaus Zeyringer:
Astrid Wagner und Aslı Erdoğan

In demokratisch organisierten Gesellschaften gilt die berühmte Unschuldsvermutung - bis zum Beweis des Gegenteils. Völlig anders stellt sich die Rechtslage in autokratisch geführten Staaten, in Diktaturen dar. Aber auch in Demo­kratien ist die Feststellung von Schuld oder Unschuld eines/einer Angeklagten keineswegs eine simple Angelegenheit.

"Wie steht es mit der praktischen Anwendung des Grundsatzes ,Im Zweifel für den Ange­klagten', der alle Strafprozeßordnungen westli­cher Prägung durchzieht und sogar Eingang in die Europäische Menschenrechts­konvention gefunden hat? Aber es geht nicht nur um die Strafjustiz. Auch sie ist eingebettet in eine Gesellschaft, deren öffentliche Meinungsbildung ganz wesentlich von der Jagd der Medien nach Auflagen und Quoten geprägt ist. Kann da Wahrheit noch ein Anliegen sein? Ein Spannungsfeld, das vor allem bei Geschworenenprozessen problematisch werden kann ..."
(Astrid Wagner im Vorwort zum Titel Jack Unterweger. Ein Mörder für alle Fälle, Militzke Verlag 2001)


Astrid Wagner wuchs in Wien, Paris und der Steiermark auf. Sie studierte Rechtswissenschaften und führt seit 2001 eine Rechtsanwaltskanzlei in Wien. Sie vertritt immer wieder in brisanten und öffentlichkeitswirksamen Prozessen, die sie inzwischen auch als Anwältin einem breiten Publikum bekannt gemacht haben. Publikationen (Auswahl): Verblendet (2014), Rosen und Kriege (2015) und Aug in Aug mit dem Bösen (2017), alle Seifert Verlag.

2019 wird Astrid Wagner im Seifert Verlag zur Herausgeberin des Titels Ich habe wie eine Ratte gelebt - das Prozesstagebuch von Jack Unterweger. Ein Band, um den es bereits im Vorfeld erneut kräftigen Wirbel gab, was die kampferprobte Anwältin nicht kopfscheu macht. "25 Jahre ruhte Unterwegers Prozess-Tagebuch zwischen Ordnern, Briefen und Zeitungsausschnitten, die Astrid Wagner von Jack Unterweger aufbewahrt hat. Das hier erstmals veröffentlichte Original-Dokument ist ein Stück Sozial- und Zeitgeschichte und ein Musterbeispiel packender, authentischer Prozessliteratur." (Verlagstext)


Die türkische Schriftstellerin Aslı Erdoğan wurde nach dem gescheiterten Militärputsch 2016 zusammen mit anderen Intellektuellen verhaftet und saß monatelang in einem Istanbuler Gefängnis. In ihrer Heimat ist sie noch immer wegen "Propaganda" und "Volksverhetzung" an­ geklagt. Heute lebt sie in Deutschland. Ihre Werke wurden mit einer Vielzahl von Preisen geehrt: 2010 erhielt sie den Sait-Faik-Preis, den bedeutendsten Literatur­preis der Türkei, 2017 den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis und 2018 den Prix Simone de Beauvoir.

Aslı Erdoğan, geboren in Istanbul, studierte Informatik und Physik, arbeitete in der Schweiz und in Rio de Janeiro und ab 1996 wieder in Istanbul. Dort wurde sie zu einer Symbolfigur für den Widerstand gegen die Willkürherrschaft in ihrer Heimat.

Ihr Roman Das Haus aus Stein ist nun auf Deutsch erschienen (Penguin 2019, Übersetzung: Gerhard Meier) - mit einem Vorwort der Autorin zur deutschsprachigen Erstausgabe, in dem es heißt: "Dieses Buch ist ein aus Worten geschaffenes Grabmal, eine Klage um einen wirklichen Toten, ein stets unvollendet bleibender Abschied."
ORT:
Literaturhaus NÖ
Steiner Landstraße 3
3504 Stein/Krems
BEGINN: 19.00 Uhr
EINTRITT: 12,- / ermäßigt 10,-
Karten bestellen