©T.Draškić-Savić
Andrej Nikolaidis
Montenegro / Writer in Residence / Ateliergast April
Geboren in einer montenegrinisch-griechischen Familie, wuchs der Autor in Sarajevo auf. Andrej Nikolaidis ist nicht nur für seine Romane und kulturtheoretischen Schriften bekannt, sondern auch für sein Engagement für Frieden und Menschenrechte, das er unbeirrbar in seinen messerscharfen politischen Analysen, Kommentaren und Kolumnen untermauert. Er schreibt für internationale Printmedien - u.a. für den britischen Guardian, fungierte bis 2014 als Berater der Sozialdemokratischen Partei Montenegros. Sein Roman Sin (Der Sohn) wurde 2011 mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet und liegt ebenso wie die Titel Die Ankunft und Der Ungarische Satz in deutschsprachiger Übersetzung bei Voland & Quist vor.

Das Schreiben von Andrej Nikolaidis thematisiert das Böse, den Wahnsinn und die Abgründe menschlichen Verhaltens. Mit dem Band Der Ungarische Satz (2018; übersetzt von Margit Jugo) wagt der Autor einen großen Wurf, indem er sich dem inhaltlich thematisierten Wahnsinn auch formal stellt: Der Roman besteht tatsächlich aus einem einzigen Satz, der folgendes erzählt: "Joe hat sich das Leben genommen. Auf einer Zugfahrt von Budapest nach Wien hat sein bester Freund eine klare Aufgabe: die Erfüllung von Joes letztem Wunsch. Der tote Schriftsteller, der sein Leben vor allem dem Alkohol, dem Wahnsinn und der endlosen Suche nach der Wahrheit gewidmet hat, trägt seinem besten Freund den Verkauf eines verlorenen Manuskripts von Walter Benjamin auf. Dass das Werk gefälscht ist, weiß er genau - denn Joe hat es selbst geschrieben. Die Zugfahrt nach Wien wird zur emotionalen Irrfahrt, in deren Verlauf der beste Freund von Joes Leben erzählt, von der Dynamik einer eigenartigen Freundschaft, vom Selbstmord in der Donau, von Kriegsver­ brechern, ..." (literaturkritik.de)