Ja dann ... (Auszug)
Alfred Komarek
Es war einmal in einer sehr, sehr weit entfernten Zukunft, so weit weg, dass es eigentlich auch schon egal ist. Da hat einer sein Presshaus im Pulkautal aufgesperrt, ist in den Keller gegangen und hat sich an einen kleinen Tisch gesetzt. Vor ihm ein Stapel Papier, eine Flasche grüner Veltliner und ein Glas. Erst hat er den Wein ins Licht gehalten, gerochen, geschmeckt, geschluckt. Dann hat er bedächtig begonnen zu schreiben.

(...)

Die Beamten allerdings beugten sich immer nachdenklicher über ihre Schreibtische, und des Abends klappten sie die Aktendeckel bekümmert seufzend zu. Fachleute aus allen Gremien befanden nämlich übereinstimmend, dass die immer noch steigenden Temperaturen bald die artgerechte Kultivierung des Grünen Veltliners sogar in den allerhöchsten Lagen gefährden werde. Angesichts kommender Wahlentscheidungen war die Politik aber nicht gewillt, die drohende Gefahr beim Namen zu nennen, geschweige denn, zu handeln. Die Beamten, solchermaßen unentrinnbar in die Pflicht genommen, entdeckten nach sorgfältigem Studium der Verfassung jenen Freiraum, in dem eine außerordentliche Erörterung im Rahmen von Recht und Ordnung möglich war. Dieses Zusammenwirken mündete in einen Staatsstreich, der sich als Aktennotiz manifestierte: DURCH KLARHEIT ZUR WAHRHEIT.

Mehr denn je ging Macht vom Volke aus, verdichtet im Wirken gewählter Volksvertreter. Es lag indes an den Beamten, alles in ihrer Macht stehende zu tun, dass die Politiker richtig verstanden und gesetzeskonform entschieden. Andererseits galt es natürlich das Volk vor allfälligen Verwirrungen und Verirrungen zu bewahren.


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